Fragestellung (wissenschaftliche)
Vertiefungswissen anzeigenVertiefungswissen verbergenAm Anfang jeder wissenschaftlichen Arbeit steht eine Frage bzw. ein Problem, mit dem man sich auseinandersetzen und dem man auf den Grund gehen möchte. In einer wissenschaftlichen Fragestellung wird der Gegenstand eindeutig und präzise genannt, er wird klar von anderen abgegrenzt. Meist stehen dabei zwei Variablen in Beziehung zueinander.
Im Anschluss an die Fragestellungen werden Hypothesen formuliert bzw. aus der Fragestellung abgeleitet.
Wichtig bei der Formulierung der Frage bzw. des Problems ist, dass das jeweilige Problem abgegrenzt ist, also in einem theoretischen Zusammenhang steht. Zudem müssen die Erklärungsbedürftigkeit sowie der Bedarf der (z. B. empirischen) Untersuchung nachgewiesen sein.
| Ein Beispiel für eine wissenschaftliche Frage: Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Grad der Belastung von Studierenden und der Einführung von Studiengebühren? >> Hier sollen zwei Variablen untersucht werden: der Belastungsgrad von Studieren sowie die Studiengebühren; beides wird in Beziehung zueinander gesetzt. (Die Hypothese könnte übrigens lauten: Studierende an Hochschulen mit Studiengebühren berichten von mehr Belastungen als Studierende an Hochschulen, die keine Studiengebühren leisten müssen.) |
| DenkaufgabeSind die folgenden Fragen tatsächlich wissenschaftliche Fragen (Hypothesen)? Bitte überlegen Sie dies anhand der Kriterien, die Sie erfahren haben. Im Register darunter finden Sie die Antworten. - Ist das Rauchen der Bundesbürger mit dem Sozialstatus assoziiert?
- Nehmen Personen aus einkommensstarken Haushalten häufiger an Maßnahmen der Gesundheitsförderung teil?
- Erwerbslose Menschen sterben früher als Erwerbstätige?
- Ist das Gesundheitsbewusstsein durch das Einkommen beeinflusst?
- Bei starken Zigarettenkonsum kann es zu einem Herzinfarkt kommen?
- Wie lerne ich am schnellsten eine Fremdsprache?
Wissenschaftliche Fragen: ja oder nein? Hier die Antworten: Antwort zu... - Frage 1: Ja. Dies ist tatsächlich eine wissenschaftliche Fragestellung, denn zwei Variablen stehen in Beziehung zueinander: Rauchverhalten und Sozialstatus. Allerdings ist die Aussage sehr allgemein gehalten, es muss detaillierter formuliert werden. Besser: Ist das häufige Rauchen (mindestens 1mal am Tag) der Bundesbürger im Alter von 25 bis 50 Jahren mit dem Sozialstatus assoziiert?
- Frage 2: Ja. Zwei Variablen sind im Satz vorhanden: Einkommen und Gesundheitsverhaltens, also die Teilnahme an präventiven Gesundheitsmaßnahmen. Allerdings muss "häufiger" unbedingt definiert werden; was heißt "häufiger" (1mal im Monat, 3mal in der Woche)?
- Frage 3: Ja. Auch hier wurden zwei Variablen, Erwerbstätigkeit und Sterberisiko, formuliert.
- Frage 4: Nein. Die zweite Variable und somit ein Bezug fehlen.
- Frage 5: Nein. Dies ist eine Frage, auf der man einen Tipp bzw. einen Ratschlag geben kann. Im Alltag sind solche und ähnliche Fragen sehr üblich; in der Wissenschaft jedoch nicht. Das Wort "kann" kann hier alles bedeuten.
- Frage 6: Dies ist lediglich eine offene Fragen (wie?), keine wissenschaftliche. Es fehlt ein Zusammenhang.
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| Quellen: Atteslander, P. (2006): Methoden der empirischen Sozialforschung. Erich Schmidt Verlag, Berlin. Universität Göttingen (Jahr unbekannt): Die Entwicklung einer wissenschaftlichen Fragestellung. Das Institut für Erziehungswissenschaft gibt Hinweise zum wissenschaftlichen Arbeiten. Als PDF (38 KB) online verfügbar. [Stand: 13.04.2018]
Außerdem empfehlenswert: Kern, P. (2017): Wissenschaftliche Methoden und Forschungsfrage. In: Polizei und taktische Kommunikation. Sicherheit – interdisziplinäre Perspektiven. Springer Verlag, Wiesbaden. |