Begriff: Wahrheit

Wahrheit

Eine einheitliche und universelle Definition für den Begriff der Wahrheit ist schwer oder sogar unmöglich zu finden, da "Wahrheit" für jeden etwas anderes bedeutet und je nach Situation anders genutzt wird. Und genau dies kann ein Merkmal sein. Im alltäglichen Gebrauch ist beispielsweise das wahr, das wirklich und richtig erscheint, also nicht falsch ist.

Die große Frage danach, was "die Wahrheit" ist und ob sie überhaupt je gefunden werden kann, ist seit jeher ein zentrales Thema der Philosophie. Auch dort finden sich zahlreiche unterschiedliche Definitionsansätze. So kann man bereits auf zwei verschiedene Arten nach der Wahrheit fragen. Die Frage "Was ist die Wahrheit?" impliziert, dass es "die eine" unabhängige Wahrheit gibt, deren Wesen erforscht werden muss. Man kann aber auch fragen: "Was versteht man unter dem Begriff der Wahrheit?" Diese Frage funktioniert unabhängig davon, ob "die eine Wahrheit" existiert oder nicht; sie fragt nur nach der Verwendung des Begriffes.
 
Die Wahrheit ist einer der fundamentalsten Begriffe der Philosophie. Es gibt kaum einen Begriff, der ihr noch übergeordnet ist (selbst wenn ein solcher gefunden werden könnte, wäre dessen Bedeutung noch abstrakter und nochmals schwerer zu definieren). Dies trägt dazu bei, dass die Wahrheit sich kaum definieren lässt, wo es doch bei Definitionen eine übliche Methode ist, den zu erklärenden Begriff in eine Kategorie unter einen Oberbegriff einzuordnen und ihn von anderen Begriffen in derselben Kategorie negativ abzugrenzen.
 
 

Im Laufe der Zeit gab es zahlreiche Versuche in der Philosophie, an den Wahrheitsbegriff näher heranzukommen. Diese lassen sich angesichts ihrer Methodik grob in drei Kategorien einteilen (Gloy, 2004, S. 67 ff.):
  1. Der ontische Wahrheitsbegriff/die Tatsachenwahrheit: Hier wird davon ausgegangen, dass eine bestimmte Wirklichkeit objektiv existiert - unabhängig davon, ob sie von jemandem wahrgenommen wird oder nicht.
  2. Der idealistische/logische Wahrheitsbegriff: Als Gegenentwurf zur ersten Ansicht wird hier das Subjekt als zentral angesehen, von dem alles andere abhängt. Als wahr oder wirklich wird also das erkannt, das durch den persönlichen "Filter" passt.
  3. Der vermittelnde Wahrheitsbegriff: Hier wird von einer Gleichwertigkeit der objektiven und der subjektiven Seite ausgegangen. Das zu Erkennende und das Erkennende bedingen sich gegenseitig und korrespondieren miteinander.

 

Quellen und Literaturempfehlungen

Enders, M. & Szaif, J. (2006): Die Geschichte des philosophischen Begriffs der Wahrheit. De Gruyter Verlag, Berlin.
Gloy, K. (2004): Wahrheitstheorien. A. Francke Verlag, Tübingen/Basel.
Janich, P. (2005): Was ist Wahrheit? C. H. Beck Verlag, München.


Folgende Ressourcen verweisen auf diesen Begriff:

Wissenschaftliches Denken & Arbeiten: Wissenschaftliches Denken (1/10)

Wissenschaftliches Denken & Arbeiten: Wissenschaftliches Denken (2/10)

Wissenschaftliches Denken & Arbeiten: Wissenschaftliches Denken (3/10)

Wissenschaftliches Denken & Arbeiten: Wissenschaftliches Denken (4/10)

Wissenschaftliches Denken & Arbeiten: Wissenschaftliches Denken (6/10)

Wissenschaftliches Denken & Arbeiten: Wissenschaftliches Denken (7/10)

Wissenschaftliches Denken & Arbeiten: Wissenschaftliches Arbeiten (2/6)

Wissenschaftliches Denken & Arbeiten: Wissenschaftliche Textsorten (5/21)

Wissenschaftliches Denken & Arbeiten: Literatur- und Internetquellen (1/2)

Wissenschaftliches Denken & Arbeiten: Literatur- und Internetquellen (2/2)