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Der Klassiker in der Digital-Variante: Das synchrone und das asynchrone Online-World-Café

Vogel, Lena [adm-vogel] - 20. Jan 2022, 15:45

Lesedauer: ca. 5 Minuten (inkl. 2 Minuten Video)
 
Schon ausprobiert? Dynamischere Gruppenarbeiten wie das World Café-Format lassen sich natürlich auch online durchführen - digitale Ergebnissicherung inklusive.
Die Methode eignet sich für synchrone und asynchrone Settings, oder kann in einer Kombination beider Formate durchgeführt werden. Sie kann immer dann genutzt werden, wenn verschiedene Themen diskutiert werden sollen – also zum Beispiel in Vorbereitung für gemeinsame Hausarbeiten oder Vorträge als Studierende, oder als Lehrperson für Ihre Vorlesungen, Seminare, oder Diskussionseinheiten. Wie diese Settings aussehen können, erfahren Sie im folgenden Blogbeitrag.
Wer die Methode „World Café“ nicht mehr genau rekonstruieren kann: Hier finden Sie ein kurzes Video (2:09 min) der Martin-Luther-Universität Halle Wittenberg über die analoge Variante:
 

Und digital? Online werden die Tische zu alfaview-Gruppen, das Flipchartpapier zum Online-Tool, der Gruppenwechsel zum Mausklick. Die Kernanliegen des World Café bleiben natürlich gleich: Es gibt einen gemeinsamen Start- und Endpunkt, es wird an mehreren Fragenstellungen parallel gearbeitet, die Gruppen rotieren.
 
Synchron sieht das zum Beispiel so aus: Gemeinsam treffen Sie sich im alfaview-Raum, es gibt einen Einstieg in das Diskussionsthema. Die Gruppen werden aufgeteilt (z.B. mit unserem simplen Gruppengenerator [https://portal.kh-freiburg.de/gruppen.php]).
Nun verteilen sich die Gruppen auf die Unterräume, diskutieren dort, und halten ihre Ergebnisse digital fest. Dies kann z.B. auf einem Etherpad pro Gruppe geschehen. Alternativ bieten sich ein Online-Whiteboard Ihrer Wahl an – auch hier sollten der oder die Link für alle Teilnehmenden verfügbar sein. Häufig wird während World Cafés mit einem „Host“ gearbeitet – ein*e Gastgeber*in, die nicht mit rotiert, sondern die neuen Gruppen begrüßt und bisherige Ergebnisse zusammenfasst. Wenn die Gruppen nach einem festgelegten Zeitfenster die Gruppen wechseln, bleibt diese stets in der selben alfaview-Untergruppe.

Asynchrone Varianten des World Café bieten sich insbesondere für komplexere Themen und tiefergehende Auseinandersetzungen an. Teilnehmende nehmen hier nicht gleichzeitig an einem World Café teil, sondern können der Diskussion zu einem beliebigen Zeitpunkt beiwohnen. Bo Gyllenpalm, einer der World-Café Pioniere, hat mit diesem Modells bereits vor zwei Jahrzenten experimentiert (vgl. Gyllenpalm 2000). Sein Vorgehen: In einem 12-wöchigen Kurs werden 3 Café-Runden à 3 Wochen durchgeführt. Pro Café gibt es zwei bis drei Themen, über die auf einer Plattform diskutiert wird. An der KH könnte dies zum Beispiel in einem Forum oder ganz simpel in einem Etherpad geschehen. Jedes Thema wird von einem Host betreut. Diese*r gibt auch den ersten Impuls: 

Ein „think paper“ (ebd.), das zu Beginn der Caféphase mit allen Diskussionsmitgliedern geteilt wird und  einen ersten Input mit ersten mit Reflektionen zum Thema darstellt. Hier können Literatur, Weblinks und Videos enthalten sein. Außerdem sollten erste Fragen aufgeworfen werden,
die während des Cafés diskutiert werden können. Wohin die Diskussion führt, steht den Teilnehmenden frei. Sie können nun während des festgelegten dreiwöchigen Zeitraums Beiträge zu den Diskussionsthemen verfassen, sich auch vorhandenes Material beziehen, und Stellung zu vorherigen Argumenten beziehen.

Die „richtigen“ Fragestellungen sind bei beiden Varianten das World Cafés der Knackpunkt: Sie sollen das Gespräch eröffnen, Teilnehmende zum Mitmachen anregen und Bezug zu ihren Lebenswelten haben. Schließlich geht es darum, voneinander zu lernen und Ideen und Möglichkeiten zu diskutieren. Eine gute Frage wirft Kontroversen auf, ohne Lösungen zu implizieren. Sie lässt Raum für verschiedene Perspektiven, bleibt aber in ihrem Fokus klar. Außerdem sollte sie verständlich auf den Punkt bringen, worum es geht (vgl. The World Café 2002). Die eierlegende Wollmilchsau in Frageform – es lohnt sich, hier ein wenig mehr Zeit zu investieren und verschiedene Ansätze auszuprobieren.
 
Und synchron und asynchron in Kombination (blended)? „Think Paper“ lassen sich natürlich auch hervorragend vor einer virtuellen Präsenzsitzung zur Verfügung stellen. Auch lassen sich ILIAS-Foren nutzen, um eine erste Diskussionsfrage zu besprechen, auf die weitere Fragestellungen in einem virtuellen World Café auf alfaview folgen. Und natürlich können Ergebnisse asynchron weiterbearbeitet werden – z.B. können in der nächsten asynchronen Sitzungen Handlungsempfehlungen in einem Etherpad erarbeitet werden, die auf den Diskussionsergebnissen des World Café basieren.
 
Digitale World Cafés bieten die Möglichkeit, Vorbereitungs- und Durchführungszeit zu sparen. Untergruppen bieten eine Vielzahl von Räumen, vor denen sich analog vor Ort meist nur träumen lässt. Vor allem aber sind sie ein guter Start, auch Online-Räume intensiv für Diskussion und Austausch zu nutzen – ob synchron, asynchron, oder in Kombination.
 
 
Literatur:

Gyllenpalm, Bo (2000): Connecting Diverse People and Ideas. A Virtual Knowledge Café. Online verfügbar unter http://www.theworldcafe.com/wp-content/uploads/2015/07/virtualcafes.pdf.
 
The World Café (2002): Eine kurze Einführung, um Gespräche in Gang zu bringen. Online verfügbar unter http://www.theworldcafe.com/wp-content/uploads/2015/07/Germancafetogo.pdf
 
Weiterführende Literatur:
 
10 Tipps für Studierende bei der Teilnahme an einem World Café (1-7 sind hochschulübergreifend relevant):
Lenzo, Amy (2012): Learning From Each Other: 10 Tips for Maximizing Hosting World Café: The Fundamentals. The World Café Community Blog. Online verfügbar unter https://conversationsthatmatter.typepad.com/world_cafe_community/education/.
 
Anleitung für ein synchrones Online World-Café:
https://conversational-leadership.net/virtual-knowledge-cafe-process/
 


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