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Gemeinsam im Online-Raum – Hybridität und soziale Präsenz

Gelöschtes ILIAS-Konto, Weber, Katrin [katrin.weber@kh-freiburg.de] - 19. Mai 2021, 15:55

Ein kleines Gedankenspiel: Sie und Ihr Seminar befinden sich im alfaview-Raum Nummer 52. Sie selbst nehmen von Zuhause aus Teil, sitzen in dem Raum, in dem sich der Computer befindet. Wo sind sie jetzt – im Seminarraum, oder Zuhause?
Ohne philosophisch werden zu wollen: Ganz praktisch befinden Sie sich in einem hybriden Umfeld. Einerseits sind Sie in einem Gemeinschaftsraum anwesend, Nummer 52, anderseits sitzen Sie wie alle anderen Teilnehmenden in ihrem eigenen Zimmer. Gefühlt ist unsere Aufmerksamkeit mal mehr am virtuellen Ort, mal mehr Zuhause, je nachdem wo gerade mehr passiert.
Ein neues Umfeld für das Lehren und Lernen also.
Wie soll man mit dieser Hybridität umgehen und sie nutzen?

Mimik und Gestik aktiv nutzen!
 
Im virtuellen Raum begegnen wir uns anders als im Seminarraum: Andere Teilnehmende schauen uns alle frontal an. Ihre Gesichter sind meist größer, als sie wären, wenn sich alle Teilnehmenden in einem Kursraum treffen würden.
Das Resultat: Wir bekommen mehr mit, potentiell von allen (vgl. Bailenson 2021). Gestik und Mimik kann mitunter überinterpretiert werden, weil wir die gehobenen Augenbrauen des netten Mannes in der Nachbarkachel nun das erste Mal richtig bemerken. Möchte er mir damit etwas sagen, oder ist er vielleicht gerade ganz wo anders unterwegs?
 
Es kann helfen, ein paar feste Handzeichen zu vereinbaren, um diesem Overload zu begegnen und Anregung zu schaffen, sich niedrigschwellig zu beteiligen.
Sie möchten etwas sagen? Winken Sie deutlich mit der Hand von rechts nach links. Sie stimmen der Aussage zu? Deutlich beide Daumen in die Kamera halten. Natürlich müssen sich auch diese Zeichen erstmal etablieren. Am besten rufen Sie die Zeichen zu Beginn der ersten Sitzungen immer noch einmal in Erinnerung.
 
Inspirationen für Handzeichen finden Sie hier: https://www.konektis.org/signals
 
Für große Gruppen können sich auch Handkärtchen eignen. Wenn es zu Ihrem Anlass und der Gruppe passt, können die Gruppenmitglieder diese in die Kamera halten, um Reaktionen zu zeigen.
Ein Beispiel:
 
https://www.gmk-net.de/wp-content/uploads/2020/04/moderation-videokonferenz_gmk.pdf

Räume sichtbar machen!
 
Wenn Sie und die anderen Teilnehmenden Ihres Online-Kurses es sich wünschen, können Sie das besondere Setting aktiv nutzen. Schließlich haben Sie theoretisch ein kleines Fenster in die persönliche Lebenswelt jeder und jedes* einzelnen Teilnehmenden vor sich. Eine einmalige Gelegenheit für Aktivität und persönliche Momente.
 
Für Abstimmungen wäre es zum Beispiel möglich, zwei Farben festzulegen, die Zustimmung und Ablehnung signalisieren sollen: Blau für ein „ja“, rot für ein „nein“. Nun sollen alle Teilnehmenden einen Gegenstand in diesen Farben suchen und im passenden Moment in die Kamera halten. Durch die Farben gibt es einen schnellen Überblick – und vielleicht taucht ja auch die eine oder andere Kuriosität auf?

Kuriositäten lassen sich auch für informelle Momente in hybriden Settings hervorragend nutzen. Alle Teilnehmenden sollen einen Gegenstand von Ihrem Schreibtisch zeigen, und sich mit dessen Hilfe vorstellen: „Mein Name ist Hans, und hier auf meinem Schreibtisch liegt ein geliehener Roman. Das beschreibt mich gut, weil ich unfassbar viel lese - und es außerdem sehr mag, wenn andere mir etwas empfehlen und wir uns gegenseitig Bücher ausleihen.“
So kann die Gruppe potentielle Gemeinsamkeiten ausloten und das hybride Setting wird interaktiv genutzt – damit man sich danach wieder ganz darauf fokussieren kann, was in der Veranstaltung im virtuellen Raum vor sich geht.
 
 

++++++++++++ Dieser Text erscheint (auch) als Nachklapp des Workshops „Soziale Präsenz erzeugen“, der für Lehrende der KH von der Abteilung Digitale Lehre angeboten wurde. Suchen Sie nach einem bestimmten Link, der während des Workshops vorgestellt wurde und können ihn auf diesem Blog nicht finden? Dann schreiben Sie gerne ein Ticket an support.ilias@kh-freiburg.de !++++++++++++
 
Bailenson, Jeremy N. (2021): Nonverbal overload: A theoretical argument for the causes of Zoom fatigue. In: Technology, Mind, and Behavior 2 (1). DOI: 10.1037/tmb0000030.
 
Hirsch, Nele (2021): 10 Vorschläge für mehr Präsenz bei Online-Meetings. Online verfügbar unter: https://ebildungslabor.de/blog/praesenz/.
 
Hirsch, Nele (2021): Hybride Bildungssettings. Online verfügbar unter: https://ebildungslabor.de/blog/hybrid/


Kommentare

  • Ge

    Gelöschtes ILIAS-Konto

    Lieber Alex,
    stimmt, da liegt der Teufel im Detail. Es gibt tatsächlich wenig Konsens über die Defi-nition von, ich nenne es mal "Digital-Begriffen", gerade bei "Hybridität" fällt das auf.
    Dieser Beitrag stammt nun aus einer Zeit, in der der Begriff Hybridität an der KH noch nicht so heiß diskutiert war, deswegen die Unschärfe hier.
    Generell geht es bei Hybridität um das hybride, die Mischung von sowohl digitaler An-wesenheit als auch analoger Anwesenheit. In diesem Beitrag geht es aber tatsächlich um ein digitales Präsenzsetting, keine hybride Lehre. Das Stichwort Hybridität taucht auf, da man in einem Online-Raum als Einzelperson sowohl digital gemeinsam im Raum anwesend ist, als auch analog in seinem eigenen Raum sitzt (z.B. im Home-Office). Hybride Anwesenheit in Personalunion sozusagen.
    Hybride Lehre in der jetzigen KH-Diskussion, greift den Gedanken auf, dass man so-wohl online als auch analog gleichzeitig zusammenkommt - einige sitzen im Hörsaal, einige sitzen Zuhause, alle nehmen an derselben Veranstaltung teil. Der Grundgedanke zu Hybridität ist also wie im Beitrag, es geht allerdings um das Lehrsetting.
    Das was du als hybride Lehrformate bezeichnest, die Kombination von digitalen Ange-bot und Präsenzlehrformaten (nicht zeitgleich, sondern im Wechsel und/oder aufeinander aufbauen und einzahlend), bezeichnen viele (und wir als Digitale Lehre auch) als Blended Learning. Es gibt aber auch einige, die genau das als hybrid bezeichnen. Der wissenschaftli-che Konsens geht aber eher in die von mir genannte Unterscheidung.
    Über diese Begrifflichkeiten kann man aber viel diskutieren ;) Was ist zum Beispiel "klassische digitale Lehre"? Theoretisch kann digitale Lehre ja genau so vielfältig sein wie Präsenzlehre. Und für einige ist "klassisch" dann das digitale, synchrone Format auf alfaview, für andere ein asynchroner Online-Kurs, für wieder andere ein Selbstlernmodul...

    Lange Rede; wir haben dafür bald ein Angebot parat, und zwar ein Glossar, in dem diese Begriffe KH-intern klargestellt sind. Das teasere ich schon einmal, du wirst davon erfah-ren. Wir freuen uns schon auf den Austausch dazu.
    Also vielen Dank für deine Nachfrage, wichtiges Thema! Ich hoffe, das bringt ein wenig Licht ins Dunkel?


    Erstellt am6. Dez 2021
  • AL

    Lenger, Alexander [alexander.lenger@kh-freiburg.de]

    Liebe Lena,
    ich hätte eine Frage. In dem Beitrag wird Hybridität als die gemeinsame Teilnahme an einer digitalen Veranstaltung von verschiedenen Präsenzorten verstanden. Ich hatte es bisher aber so verstanden, dass es sich in diesem Fall um klassische digitale Lehre handelt und wir von hybriden Lehrformaten sprechen, wenn digitale Angebote mit Präsenzlehrformaten verbunden werden.
    Liege ich da falsch?
    Danke und herzliche Grüße, Alex

    Erstellt am6. Dez 2021
  • Ge

    Gelöschtes ILIAS-Konto

    Wie schön! Danke für das Feedback. Viel Spaß beim Ausprobieren!

    Erstellt am26. Mai 2021
  • Profilbild von franki_mae@stud.kh-freiburg.de

    Franki, Maeva [franki_mae@stud.kh-freiburg.de]

    Lieben Dank für die interessanten Beiträge.
    Die Ideen und Inspirationen sind sehr ansprechend. Ich werde sie mir merken und im nächsten Seminar einbringen.

    Erstellt am25. Mai 2021