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Soziale Präsenz im Online-Semester #1: Das geht, aber wie?
Miteinander chatten, seinen liebsten Ort auf Instagram teilen: Sozial sein online, das klappt im Alltag meist ganz gut. Wir bekommen viel von unserem Umfeld mit, interagieren und teilen Informationen, formell und informell.
Aber auch an der Hochschule ist es wichtig, dass man etwas von seinem Lernumfeld irgendwie mitbekommt, Teil einer Gruppe wird. Warum? Die Wahrscheinlichkeit, dass Studierende in Kursen am Ball bleiben, steigt bei besserer Eingebundenheit – die so genannte Dropout-Rate sinkt.
Auch positive Effekte auf Leistungen und Motivation von Lernenden können entstehen – und das sind nur ein paar von vielen Vorteilen (vgl. Kerres 2018, vgl. Ice et al. 2017).

Aber wie klappt das nun, soziale Präsenz an der Hochschule? Tatsächlich haben sich bei vielen Online-Aktivitäten außerhalb der Hochschule Rituale eingeschlichen, die es im Hochschul-Onlinekurs (meist) noch nicht gibt. Bei Whatsapp weiß ich, dass ich manchmal ein bisschen warten muss, bis meine Nachricht beantwortet wird – und schicke nicht im Sekundentakt Fragezeichen hinterher. Im Präsenzkurs an der Hochschule ist es nicht anders: Den Raum betreten, Pause machen, Kommunikation: vieles ist ritualisiert, ein Verhaltenskodex ist etabliert, und das Timing ergibt sich irgendwann von allein.
Nur im Online-Kurs wissen wir manchmal nicht so genau, was wir eigentlich tun sollen. Darf ich der Dozentin während der alfaview-Sitzung reinreden? Warum haben die Studierenden eigentlich die Kamera aus? Nimmt überhaupt jemand wahr, dass ich anwesend bin?
Es braucht deswegen eine klare Kommunikation und die Chance, dass sich Rituale einschleifen. Dann ist es möglich, dass sich Studierende als Teil des Ganzen fühlen, und auch die Lehrperson eine Entlastung erlebt, weil der Lehrraum gemeinsam gestaltet wird.
Ein paar Tipps für mehr soziale Präsenz online:
Klare Regeln festlegen:
Kommen Sie überein, was Sie sich im Seminarraum wünschen. Soll die Kamera an sein, wenn ja warum? Kann man feste „Kamera-Pausen“ festlegen, um Überlastung zu vermeiden?
Wie wollen Sie miteinander kommunizieren, via Chat, soll bei Fragen akustisch geantwortet werden? Wie macht man auf sich aufmerksam, wenn man sprechen möchte? So schaffen Sie einen Rahmen, in denen soziale Präsenz überhaupt erst möglich ist. Wenn die Grundlagen gelegt sind, können Sie Situationen schaffen, in denen soziale Präsenz entsteht.
Gemeinsamer (informeller) Start:
Wie wäre es, beim nächsten Seminar oder in der Lerngruppe mit einem Check-In zu beginnen? Ein Check-In kann eine Frage sein, die alle beantworten sollen. Reihum wird von jeder Person ein kurzer Input gegeben. Was ist zum Beispiel der schönste Ort bei Ihnen in der Nähe? Die Methode schlägt mehrere Fliegen mit einer Klappe: Das Seminar startet entspannt mit einem persönlichen Moment. Alle Personen haben bereits einmal gesprochen, die erste Hemmschwelle ist gefallen. Jede*r Einzelne wurde gesehen, gehört, und eventuelle Gemeinsamkeiten („Ach, du magst den Kybfelsen auch so gern?“) wurden aufgezeigt. Und: Einen gratis Mikro-Test gab’s auch noch oben drauf ;)
Ein zusätzliches Check-Out kann Ihre Veranstaltung rahmen. Was nehmen die Teilnehmenden zum Beispiel aus der Sitzung mit? Sammeln Sie im Chat.
Einen Generator für diese Fragen finden Sie hier <a href="https://checkin.daresay.io/"target="_blank">auf Daresay</a> oder via <a href="http://tscheck.in/"target="_blank"> Tscheck.In.</a>
Mini-Sozialräume informell gestalten:
Die ersten Gemeinsamkeiten sind ausgelotet, aber so richtig ins Gespräch kommt man in der Großgruppe dann doch nicht? In Kleingruppen läuft das Gespräch manchmal flüssiger. Alfaview bietet eine Menge an (Breakout-)Räumen, von denen Sie bei Präsenzveranstaltungen nur träumen können – nutzen Sie sie! Auch hier können Sie einen Kurzeinstieg wählen, der informelle Momente entstehen lassen kann. Alle sollen zu Beginn drei Schlagwörter, also „Hashtags“ nennen, um sich selbst zu beschreiben.
Im Falle der Autorin: Lena, #DigitaleLehre #Partizipation #Otter. Ja, letztere sind meine Lieblingstiere, diesen informellen Moment erlaube abschließend um zu zeigen: Kleine kommunikative Kniffe können Menschen schnell persönlich sichtbar machen. Und vielleicht Gemeinsamkeiten aufdecken: Freut sich noch jemand so über den rutschenden Otter wie ich?
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++++++++++++ Dieser Text erscheint (auch) als Nachklapp des Workshops „Soziale Präsenz erzeugen“, der für Lehrende der KH von der Abteilung Digitale Lehre angeboten wurde. Suchen Sie nach einem bestimmten Link, der während des Workshops vorgestellt wurde? Dann bleiben Sie gerne dran – auf diesem Blog werden die Methoden in den nächsten Wochen vorgestellt – oder schreiben Sie ein Ticket an support.ilias@kh-freiburg.de !++++++++++++
Literatur:
Kerres, Michael (2018): Mediendidaktik. Konzeption und Entwicklung digitaler Lernangebote. 5. Auflage. Berlin, Boston: De Gruyter Oldenbourg (De Gruyter Studium). Online verfügbar unterhttps://www.mkmnoe.at/fileadmin/content/Corona/PDFS_LITERATUR/2018_Kerres-Michael_Mediendidaktik.pdf
Ice, Phil; Layne, Melissa; Boston, Wally (2017): Social Presence and Student Success. Retention, Satisfaction, and Evoling Expectations. In: Aimee L. Whiteside, Amy Garrett Dikkers und Karen Swan (Hg.): Social Presence in Online Learning. Multiple Perspectives on Practice and Research. Online verfügbar unter https://www.researchgate.net/publication/318277176_Social_Presence_in_Online_Learning_Multiple_Perspectives_on_Practice_and_Research.